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Im Roten MainMikroplastik: Ein unlösbares Problem
Merle Hubert – nordbayrischer kurier
Mit speziellen Filtern suchen der Wissenschaftler und seine Studierenden am Roten Main nach Mikroplastik. (Foto: Merle Hubert)
Mikroplastik belastet zunehmend Gewässer und Flüsse in der Region – auch den Roten Main. Potenzielle Gefahren durch die winzigen Plastikpartikel sind bisher wenig erforscht. Wissenschaftler der Universität Bayreuth wollen das ändern – und verhindern, dass Mikroplastik überhaupt entsteht. Auch Michael Knott vom Bezirksfischereiverein geht mit Müllsammelaktionen gegen das Problem vor. Über den Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner.
Knietief steht Martin Löder im Roten Main. In Gummistiefeln und einer dunkelgrünen Regenlatzhose watet der Umweltwissenschaftler durch die Strömung. Neben ihm am Ufer steht ein runder Metallapparat, an den ein weißer Schlauch angeschlossen ist. Genau hier, wo das gereinigte Abwasser vom Klärwerk in den Roten Main geleitet wird, nimmt Löder seine Proben. „Dann wollen wir mal“, sagt er und legt das andere Ende des Schlauches in den Fluss. „Fest ziehen“, ruft Löder seiner Studentin über die Schulter zu. Sie reißt am Startseil, bis der Motor der Pumpe anspringt.
Bayreuth ist Pionier für Mikroplastikforschung
Löder ist auf der Suche nach Mikroplastik im Roten Main. Seit vier Jahren untersuchen er und seine Kollegen der Universität Bayreuth, wie die winzigen Partikel zunehmend Böden und Gewässer in der Region belasten. Der Sonderforschungsbereich ist ein Pionierprojekt in Deutschland. Das Ziel: Mikroplastik und dessen Folgen für Mensch und Umwelt zu erforschen – und zu bekämpfen.
„Ist der Manta schon im Wasser?“, fragt Löder zwei Studierende zu seiner Linken. Sie stehen am Ufer des Flusses und halten ein silbernes Gerät in die Strömung, das an einer Metallstange befestigt ist. „Manta“, so heißt der eigens entwickelte Filter des Wissenschaftsteams.
„Jedes Mal, wenn ich angeln gehe, habe ich eine Mülltüte dabei“
Am Sportring, wenige Kilometer den Roten Main hinauf, parkt Michael Knott sein Auto. Er ist Vorstand des Bezirksfischereivereins. Sein Hund Flo streckt ihm beim Öffnen der Heckklappe die Schnauze entgegen. Neben Rute, Hut und Anglerweste holt der 61-Jährige einen Stoffbeutel aus dem Kofferraum. Den nimmt er immer mit, wenn er angeln geht – um Müll am Ufer zu sammeln. „Die ganze Zeit beim Angeln könnte ich damit beschäftigt sein“, sagt Knott. Das Hochwasser der vergangenen Tage hat einiges angespült: Plastikflaschen, leere Trinkpäckchen, Bonbonpapiere, Folien, Kaffeebecher. Keine zehn Meter weit kann Knott laufen, ohne neuen Müll zu entdecken – eine Sisyphus-Arbeit. Seit Jahren setzt sich der Fischereiverein dafür ein, den Fischbestand in der Region zu schützen. Dass nach wie vor Müll in die Natur geschmissen wird, kann Knott nicht verstehen. „Aus dem Auge, aus dem Sinn“, sagt der 61-Jährige. „Was man nicht mehr sieht, wird auch nicht mehr ernst genommen.“
Mikroplastik in Lebensmitteln
Dabei bergen die Plastikteilchen potenzielle Risiken. Über Umwege landet Mikroplastik sogar wieder in unserem Essen. Die Forschung zu Mikroplastik sei komplex und stehe noch am Anfang, sagt Umweltforscher Löder: „Wenn wir nicht wissen, was ein Stoff für Auswirkungen hat, dann müssen wir vermeiden, dass er in die Umwelt gelangt. Alles, was an Mikroplastik in der Umwelt ist, kriegt man nicht mehr weg.“
Der Sonderforschungsbereich der Universität Bayreuth sucht bereits nach Lösungen. Ein Ansatz sind Lebensmittelverpackungen, die sich schneller zersetzen als herkömmliche Plastikverpackungen. Zudem könne eine vierte Reinigungsstufe an Klärwerken Mikroplastikpartikel aus dem Abwasser filtern. Löder sieht die Verantwortung auch bei den Verbrauchern: „Wenn jeder konsequent seinen Müll mit nach Hause nimmt, dann ist schon viel gewonnen.“
Müllsammelaktionen am Roten Main
Genau für dieses Bewusstsein kämpft Angler Michael Knott schon seit Jahren – auch im eigenen Verein. Er schnürt einen weiteren prall gefüllten Müllsack zu – der Stoffbeutel ist bereits voll. „Das ist die Ausbeute nach nur 100 Metern“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Den Rest machen wir am Wochenende“, ergänzt er, während er die Müllsäcke zum Auto bringt.
Am Samstag, den 25. März plant der Bezirksfischereiverein eine große Müllsammelaktion am Roten Main. „Wir müssen den Müll jetzt im März sammeln, bevor er durch das Grün bedeckt wird und verwittert“, sagt Knott. Im Rahmen des Bayreuther „MainFlussFilmFests“ finden weitere Sammelaktionen statt. Knott hofft auf viele Teilnehmer. Die Arbeit ist für ihn frustrierend. Trotzdem will er weitermachen.
Dem Mikroplastik auf der Spur
Stromabwärts ist es soweit: „Dann holen wir den Manta mal aus dem Wasser“, sagt Löder, schließt die Träger seiner Regenlatzhose und steigt zurück ins Wasser. Ein junger Student hilft ihm dabei, den Inhalt des Filters in ein großes Einmachglas zu schütten. Bei genauem Hinschauen sind ein winziges blaues sowie ein rotes Plastikteilchen zu erkennen, die an der Oberfläche schwimmen – nur ein Bruchteil des Mikroplastiks, das sich tatsächlich in der Probe befindet. Löder stellt das Glas in eine rote Kiste mit weiteren Proben, die die Gruppe heute gesammelt hat. Diese werden später im Labor analysiert. Löder schätzt die Belastung des Roten Mains als gering bis mittel hoch ein: „In jeder Probe, die wir untersuchen, ist Mikroplastik drin.