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Geheime Orte, geheimnisvolle Kellergänge

St. Georgen soll zum außergewöhnlichen Spiel- und Lernort werden

Von Norbert Heimbeck 01.01.2014 – 17:46 Uhr

Auch das gehört dazu: Die Kinder der Grundschule St. Georgen haben in einer gemeinsamen Aktion vor einiger Zeit die Kellergänge, die den Stadtteil durchziehen, aufgeräumt und gekehrt. ⋌Fotos: Grundschule St. Georgen (Foto: red)

St. Georgen ist etwas Besonderes, sagt Gabi Hemmer. Und deshalb will die Rektorin auch die Grundschule in dem Bayreuther Stadtteil so gestalten, dass sie zum „Mikrokosmos St. Georgen“ passt. Das soll unter anderem damit erreicht werden, dass nicht nur Unterricht nach Lehrplan geboten wird. Ein Bauwagen als Klimawerkstatt, ein Schulgarten mit den niedlichen Kaninchen namens Flecki und Schnuffel und die geheimnisvollen Kellergänge unter St. Georgen sind solche Lernorte jenseits der Routine. Und jetzt soll der ganze Stadtteil zum werden.

Die Idee dazu gibt es schon länger. Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Schule bei einem Wettbewerb des Bundesbildungsministeriums stattliche 35.000 Euro gewonnen. Mit diesem Geld will die Schulleiterin weitere Ideen umsetzen, die Kinder fit für die Herausforderungen moderner Lebenswelten machen sollen. Dazu gehört es auch, außerhalb der Unterrichtsstunden Betreuungsangebote zu entwickeln. Matthias „Ossi“ Sauer von der Ochsenfurter Spielbaustelle hat solche Angebote zuhauf. Vor den Weihnachtsferien hat er mit dem Projekt „Stadtteilforscher unterwegs“ Station gemacht in der Schule und in der Schokofabrik. Er ließ sich und seinem Team von den Schülern geheime Orte in St. Georgen zeigen. Das sind Plätze, die jedes Kind kennt und sorgfältig vor den Erwachsenen abschirmt. Wo sich die Kleinen zum Spielen treffen, wo sie ihren Träumen nachhängen können und wo die Erwachsenen mit ihren zahllosen Vorschriften und Verboten einfach nur fehl am Platze wären. Aus diesen geheimen Spielorten soll ein ganz besonderer Stadtplan entstehen.

Offenheit, Kostenfreiheit, Freiwilligkeit

Sauer, der seit vielen Jahren immer wieder nach Bayreuth kommt, um Spielplätze und Pausenhöfe anzulegen oder zu erneuern, ist einer, der Kindern am liebsten ihre Freiheit lässt: „Unser Angebot steht auf drei Prinzipien: Offenheit, Kostenfreiheit, Freiwilligkeit.“ Das seien die „Grundsteine guter Kinderkultur“. Die Schoko-Fabrik als Partner der Schule könne diese Prinzipien umsetzen. Peter Weintritt, Vorsitzender des Vereins Schoko, sagt: „Die Grundidee lautet: Wir wollen mit den Kindern auf Augenhöhe arbeiten. Wir möchten sie beim Finden von Freiräumen unterstützen.“ Sauer spricht von einer Emotionalisierung der kindlichen Lebenswelten. Die sei umso wichtiger, als Kinder heutzutage mit einer Vielzahl von Regeln und Vorschriften fertig werden müssten: „Es gibt immer öfter vordefinierte Spielsets, die wenig Freiraum lassen.“

Soll heißen, selbst ein sogenannter Abenteuerspielplatz gibt den Kindern das Spiel vor. Sauer weiß, dass Kinder solche Vorgaben nicht brauchen, um glücklich zu sein.

Das Erforschen des Stadtteils mit Kinderaugen ist für Pädagogen und Sozialarbeiter eine spannende Sache, denn Kinder mögen Orte und Situationen, die anders sind als die Erwachsenen es vorgeben. Der soziale Hintergrund der Stadtteilbewohner spielt dabei natürlich auch eine gewichtige Rolle. Peter Weintritt: „Viele unserer Kinder fangen nicht auf der Startlinie an, sondern 150 Meter dahinter. Gerade um die geht es bei unseren Angeboten.“ Deshalb ist es auch nicht mit einem Besuch Ossi Sauers getan. Das Projekt „Stadtteilforscher unterwegs“ ist auf mehrere Jahre angelegt, soll bis 2017 dauern.

Langfristige Pläne

An dieser Stelle kommen wieder Gabi Hemmer und die anderen Lehrerinnen der St. Georgener Grundschule ins Spiel. Auch sie haben langfristige Pläne, möchten die Kinder an die Natur heranführen und organisieren deshalb Projekttage, an denen die Schüler im Garten werkeln, mit natürlichen Gegenständen spielen und am Lagerfeuer kochen. Hemmer: „Das ist nicht Lernen im Sinne des klassischen Unterrichts, sondern ein Lernen über die Emotionen.“ Deswegen geht die Klimawerkstatt über Themen wie Ozonloch, Wasserverschmutzung und Solarkollektoren hinaus: „Klima ist auch das Miteinander im Schulalltag, der Umgang mit den Mitschülern.“ Vor diesem Hintergrund klingt die Idee der Rektorin, außerhalb des Schulbetriebs eine Nachmittagsbetreuung anzubieten, sinnvoll. Ein Schritt zu einem besseren Klima ist die Einstellung einer Schulsozialarbeiterin, die seit September in St. Georgen aktiv ist. Als die Schule am Buß- und Bettag ein Programm für diejenigen Kinder anbot, deren Eltern an diesem Tag arbeiten müssen, wurde die Sozialarbeiterin mit Anmeldungen geradezu überrannt, sagt Rektorin Hemmer.

Der Bedarf ist unzweifelhaft vorhanden. Ebenso Ideen, um das Leben der Kinder in St. Georgen weiter zu emotionalisieren. So ist die Grundschule vom „Haus der kleinen Forscher“ klassifiziert, sie arbeitet eng mit dem Bayreuther Regionalmanagement zusammen und wird noch öfter Besuch von Ossi Sauer bekommen. Wenn die Landesgartenschau in Bayreuth Gäste von überall her anlockt, haben die St. Georgener Kinder ihren Anteil am Erfolg: Die Grundschule wird als Außenstelle der Gartenschau mit einem eigenen Programm aufwarten.

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